Sankt Petersburg 1871: Der Chef der Kriminalpolizei Iwan Dmitrijewitsch Putilin wird zu einem brisanten Fall gerufen. Der österreichische Gesandte Fürst Ludwig von Arensberg, General der Kavallerie und Militärattache', wurde in seinem Bett ermordet aufgefunden. Der Tote war ein Spieler und
Frauenheld und schien sich auch sonst recht viele Feinde gemacht zu haben, doch wegen politischer…mehrSankt Petersburg 1871: Der Chef der Kriminalpolizei Iwan Dmitrijewitsch Putilin wird zu einem brisanten Fall gerufen. Der österreichische Gesandte Fürst Ludwig von Arensberg, General der Kavallerie und Militärattache', wurde in seinem Bett ermordet aufgefunden. Der Tote war ein Spieler und Frauenheld und schien sich auch sonst recht viele Feinde gemacht zu haben, doch wegen politischer Verwicklungen ist der Fall hochbrisant und muß schnell zum Abschluß gebracht werden. Keine einfache Aufgabe für Putilin, der zunächst völlig im Dunkeln tappt.
Leonid Jusefowitsch hat einen sehr angenehmen und humoristischen Schreibstil, der mir sehr gut gefallen und beim Lesen öfter für ein breites Grinsen gesorgt hat. Der hochkomplexe Krimifall war mir aber einfach zu verworren um mich wirklich zu begeistern. Es gibt reichlich Verdächtige, da sind zunächst der Kammerdiener, gehörnte Ehemänner und eine Reihe betrogener Spieler, doch auch auf dem politischen Parkett gibt eine ganze Reihe von Motiven. Es könnte ein Attentat vom sogenannten slawischen Komitee in Frage kommen oder ein Anschlag der Türken sein, die das Verhältnis von Russland zu Österreich torpedieren wollen oder sogar der österreichische Botschafter Chotek selbst, dem Arensberg ein Dorn im Auge war. Das alles ist reichlich verworren und immer wenn Putilin glaubt, endlich den Täter ausfindig gemacht zu haben, kommen ihm Zweifel oder neue Beweise in die Quere und es geht von vorne los. Neben Putilin ermittelt ebenfalls Rittmeister Pewzow vom Gendarmeriekorps, der auch reichlich Theorien und Verdächtige verfolgt und das ist am Ende irgendwie zu viel. Immer neue Verdächtige, neue Beweise und noch mehr Theorien machen den Fall derart rätselhaft, das man am Ende gar nicht mehr wirklich wissen will, wer in dieser verwickelten Geschichte der Mörder war. Eine weitere Schwierigkeit sind die vielen vorkommenden Personen und die ungewohnten russischen Namen, hier wäre auf jeden Fall ein Figurenvezeichnis hilfreich gewesen, das dem Leser geholfen hätte, ein wenig den Überblick zu behalten und die verschiedenen Parteien auseinander zuhalten, so muß man immer wieder zurück blättern um hier die einzelnen Charaktere auseinander zu halten oder zu zuordenen. Zudem gibt es auch einige Begriffe, die nicht erläutert werden, wie z.B. Gossudar. Hier muß man selbst nachforschen oder sich Dinge zusammen reimen und das hätte ein Glossar wesentlich erleichtet.
Sehr gut gelungen ist aber der historische Hintergrund, den der Autor mit viel Atmosphäre geschildert hat und der das Rußland Ende des 19. Jahrhunderts vor den Augen des Lesers auferstehen läßt.
FaziT: ich mag ja komplizierte Krimifälle die nicht sofort durchschaubar sind und auch reichlich Überraschungen bieten, hier war mir das Ganze aber zu verworren und unübersichtlich um mich wirklich zu begeistern! Der Schreibstil des Autors ist aber sehr humorvoll und amüsant und auch der historische Hintergrund ist wirklich sehr gelungen, so dass am Ende der Lektüre eben ein etwas zwiespältiger Eindruck zurück bleibt.